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Finance 4.0, die Disruption des Bankensystems, bringt Kunden neue, digitale Bezahlmöglichkeiten. Worauf müssen mittelständische Unternehmen achten?
Illustration: Heike Steenwarder
Illustration: Heike Steenwarder
Axel Novak Redaktion

Die digitalen Vertriebskanäle werden für mittelständische Unternehmen in Deutschland immer wichtiger. Digitale Marktplätze, Onlineshops oder Beschaffungsplattformen nutzen mittlerweile rund 780.000 kleine und mittlere Unternehmen und damit jeder fünfte Mittelständler in Deutschland, wie das KfW-Mittelstandspanel 2017 ermittelte. Dementsprechend kräftig steigen die Umsätze: Im Jahr 2016 um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 201 Milliarden Euro. „Der Trend zeigt eindeutig nach oben“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. „Zu Recht – denn die mit den digitalen Kanälen verbundenen Chancen sind zu groß, als dass kleine und mittlere Firmen dies ausblenden könnten.“

Doch der Wettbewerb im E-Commerce ist intensiv. Während die großen Player den Markt dominieren, fragen sich viele kleine und mittelständische Unternehmer, wie sie am besten die Kunden ansprechen und an ihren Shop binden. Eines der wesentlichsten Merkmale ist die richtige Bezahlmethode für den Kunden. Längst hat die digitale Disruption das Bankensystem erreicht. Finance 4.0 bedeutet auch, dass Kunden unkompliziert und digital bezahlen können. Schlechte und komplizierte Payment-Optionen sorgen daher dafür, dass der Kunde den Shop verlässt – und möglicherweise nicht mehr wiederkommt. 41 Prozent der Online-Shopper sind mit den angebotenen Zahlungsarten beim Internet-Einkauf nicht zufrieden, hat die Teambank in ihrer Studie „Einkaufswelten 2017“ festgestellt.

Dabei gibt es derzeit über 40 Zahlungsverfahren mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Je größer der Shop, desto mehr Zahlungsmöglichkeiten bietet er in der Regel an: Im Schnitt konnten Kunden 2016 in den 1.000 umsatzstärksten Onlineshops aus sieben unterschiedlichen Zahlungsmöglichkeiten wählen, bei den Top-10-Shops waren es sogar knapp neun, so das EHI Retail Institute. Zu den verbreitetsten Bezahlsystemen gehören der Rechnungskauf, PayPal, die Lastschrift und die Kreditkarte. Sie verbinden einen unkomplizierten Zahlungsprozess mit einer hohen Garantie, den Zahlbetrag tatsächlich verbuchen zu können. Das ist gerade für die Shops mittelständischer Unternehmen entscheidend. Mittlerweile helfen Payment Service Provider oder Zahlungsserviceanbieter bei der Abrechnung. Sie bieten auch die technische Integration der Zahlungsschnittstellen in den Online-Shop. Allerdings haben diese Services auch Nachteile, nämlich zusätzliche Gebühren für den Händler und eventuell eine Bonitätsprüfung des Kunden, die von diesen häufig abgelehnt wird.

Denn die Kunden in Deutschland sind scheue Wesen: Sie lieben das Online-Geschäft, aber sie zahlen am liebsten per Rechnung nach Erhalt der Ware. Das stellt die Onlinehändler vor die Wahl: Entweder sie akzeptieren trotz Mahn- und Inkassokosten Ausfälle – die liegen laut ibi research bei mehr als 4,5 Prozent. Oder sie gehen auf Nummer sicher und müssen im Zweifel auf mehr Kundschaft verzichten.

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