Die Cloud macht's möglich

Die Cloud ist im Mainstream angekommen. Gut so! Sie ist die Grundlage für die digitale Transformation der Wirtschaft.
Illustration: Mario Parra
Illustration: Mario Parra
Klaus Lüber Redaktion

Robotik, Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz, virtuelle Realität – wer wissen will, über welche Trends im Zuge der Digitalen Transformation gerade diskutiert wird, braucht nur einen Blick auf den aktuellen Hype Cycle des US-Marktforschungsunternehmens Gartner zu werfen. Dort sammelt das Unternehmen aktuelle Innovationstrends und bewertet sie nach ihrer Marktreife.

Einen wichtigen Trend scheinen die Experten vergessen zu haben. Auch nach sorgfältigem Studium ist nirgendwo auf der Liste Cloud Computing zu erkennen. Die Antwort liegt in der Logik der technologischen Entwicklung selbst begründet. Die Cloud ist schlicht zu erfolgreich und damit etabliert für die Gartner-Analyse geworden. Sie hat den Hype-Status längst verlassen und ist zur Basistechnologie geworden, die viele der neuen Hype-Dynamiken erst ermöglicht.

Warum das so ist, lässt sich am Beispiel der Firma Schneider Electric verdeutlichen. Der französische Konzern, spezialisiert auf Energiemanagement und Automatisierung, ist ein weit verzweigtes Unternehmen, aktiv in 190 Ländern. „Noch vor sieben Jahren“, berichtet Christophe Blassiau, Senior Vice President Digital Security, gegenüber der Süddeutschen Zeitung, „waren wir lauter verschiedene Firmen“. So konnte es passieren, dass ein Kunde eine der vielen Abteilungen oder Tochterunternehmen des Unternehmens kontaktierte und dort als neuer Kontakt erfasst wurde, obwohl er in einer anderen Abteilung längst als Kunde geführt wurde.

Eine Lösung für das Problem konnte nur eine Plattform sein, die sämtliche Informationen bündelte. Und zwar nicht nur die Kundenwünsche, die die Firma über verschiedenste Kanäle erreichten, sondern auch Daten, die firmenintern anfielen, von Mitarbeitern, Partnern bis hin zu Distributoren. Und diese Plattform war nichts anderes als eine Cloud-Lösung, im Falle von Schneider Electric realisiert durch den US-Anbieter Salesforce. Der erste Schritt, berichtet Blassiau weiter, war die Vernetzung von Vertrieb und Support, 6.000 Außendienstler und 4.000 Service-Mitarbeiter sind mittlerweile über die Cloud verbunden. „Das hat uns einen 360-Grad-Blick auf den Kunden verschafft“, so Blassiau.

Immer auf dem aktuellen Stand

Diese genaue Kundenkenntnis sei auch deshalb so wichtig, so Tony Wells, Marketingchef Nordamerika bei Schneider Electric gegenüber dem Branchenportal Lightreading, weil potenzielle Käufer inzwischen im Moment der Kontaktaufnahmen schon den Hauptteil des Kaufprozesses hinter sich gelassen haben – bestehend aus einer umfassenden Recherche im Internet und persönlichem Umfeld. Die Cloud helfe dem Vertrieb, immer auf dem aktuellen Stand zu sein, welche Informationen welchen Kunden bereits vorliegen und wie man Angebote daraufhin optimieren kann.
Mittlerweile zieht sich dieses neue Kundenverhalten durch sämtliche Branchen und macht Cloud-Lösungen für so gut wie jedes Unternehmen interessant. Hinzu kommt der zunehmende Druck, schnell und effektiv auf Marktdynamiken reagieren zu können. Hierfür bietet die Cloud eine wichtige Voraussetzung. Sie ermöglicht das sehr schnelle Verfügbarmachen von Infrastrukturen und das Skalieren nach Bedarf. Bezahlt wird nur, was effektiv genutzt wird.

Auch auf der diesjährigen CeBIT war Cloud-Computing ein zentrales Thema. Der Digitalverband Bitkom und die Unternehmensberatung KPMG stellten ihren aktuellen Cloud-Monitor 2018 vor, eine Analyse zur Akzeptanz und Verbreitung der Technologie unter deutschen Unternehmen, die seit 2011 jährlich veröffentlicht wird. Demnach bleibt die Gesamtzahl der Cloud-Nutzer nach einem starken Wachstum in den Jahren 2015 und 2016 mit einem Wachstum von einem Prozentpunkt von 2017 auf aktuell 66 Prozent im Jahr 2018 nahezu konstant. Sowohl Private-Cloud-Modelle als auch die Public Cloud sind weiter verbreitet als noch im Jahr zuvor. Mittlerweile nimmt jedes zweite Unternehmen (51 Prozent) Private-Cloud-Dienste in Anspruch, nahezu jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) setzt auf Public-Cloud-Dienste. Nur noch 13 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass Cloud für sie kein Thema sei, vor zwei Jahren waren es noch doppelt so viel.

Interessant ist auch, dass diejenigen Unternehmen, die bereits auf Cloud-Dienste zurückgreifen, zunehmend ihre Cloud-Strategie diversifizieren und unterschiedliche Cloud-Modelle kombinieren. „Die Unternehmen sind sich offenbar bewusst, dass die Entscheidung für ein Cloud-Modell keine Grundsatzentscheidung ist“, so der Bericht. Vielmehr sei sie je nach Anwendungsszenario neu zu treffen. „Relevante Faktoren können dabei die Sicherheit, der Implementierungs- und Administrationsaufwand oder die Datensensitivität sein.“

Datensicherheit bleibt wichtig

Allerdings, das zeigte die Studie auch: Das Thema Datensicherheit, lange Zeit eines der zentralen Hemmnisse für die Etablierung der Technologie, bleibt weiter präsent. Fast zwei Drittel der Nichtnutzer von Public-Cloud-Lösungen fürchteten einen unberechtigten Zugriff auf sensible Unternehmensdaten, 56 Prozent dieser Unternehmen haben die Sorge, dass Daten verloren gehen könnten, 50 Prozent beklagen eine unklare Rechtslage. Andererseits bewerten diejenigen Firmen, die bereits eine Cloud-Lösung implementiert haben, die Datensicherheit zunehmend positiv, was man auch daran merke, dass immer mehr Unternehmen auch kritische Informationen in die Cloud auslagerten, so Peter Heitkamp von KPMG. Insgesamt 75 Prozent der Unternehmen gaben an, dass Public-Cloud-Angebote den ortsunabhängigen Zugriff auf ihre IT verbessert hätten. Und 50 Prozent der Nutzer sehen demnach die Sicherheit ihrer Daten verbessert. Jedes fünfte Unternehmen gab an, dass der Verwaltungsaufwand gesenkt werden konnte.

Auch wenn Datensicherheit noch lange eine Herausforderung für die Akzeptanz der Technologie bleiben wird, auf lange Sicht wird kaum ein Unternehmen mehr auf die Nutzung von Cloud-Angeboten verzichten können. „Die Cloud ist die Basis für viele Innovationen“, betont Axel Pols von Bitkom Research. Viele der geäußerten Sicherheitsbedenken sieht er gar als Vorwand, notwendige Umstrukturierungen nicht vornehmen zu müssen. Hier sei es Aufgabe der Anbieter, mehr Überzeugungsarbeit zu leisten.

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