Frauen in die Technik!

Immer mehr Frauen studieren Ingenieurwissenschaften.
Illustration: Iza Bułeczka
Illustration: Iza Bułeczka
Mirko Heinemann Redaktion

Sind es die so genannten MINT-Kampagnen, die Mädchen aufriefen, sich für Technikberufe zu entscheiden? Sind es die „Girl´s Days“, bei denen Unternehmen ihre Türen öffnen und jungen Frauen ermöglichen, in die Praxis des Ingenieurberufs hineinzuschnuppern? Findet tatsächlich bereits der vielbeschworene Kulturwandel in den Chefetagen des produzierenden Mittelstands statt?

Vielleicht ist es auch Gemengelage aus allen drei Faktoren: Immer mehr Frauen studieren Ingenieurwissenschaften. Im Wintersemester 2017/18 besetzen gut ein Viertel aller Studienplätze in den Ingenieurwissenschaften Frauen. In Zahlen haben sich 34.976 weibliche Studierende für ein Technikstudium eingeschrieben. Vor sieben Jahren waren es deutlich weniger: knapp ein Fünftel.

Für Unternehmen, die hängeringend nach hoch qualifizierten Technik-Fachkräften suchen, ist dies eine gute Nachricht. Immerhin blieben im vergangenen Jahr laut Statista 314.000 Stellen für Ingenieure unbesetzt. Manche spezialisierte Mittelständler, deren Produkte auf dem Weltmarkt stark nachgefragt sind, befürchten bereits Wachstumseinbußen. Da sind Frauen, die bislang in Technikberufen unterdurchschnittlich repräsentiert waren, eine Chance.

Aber wie viele der Frauen schließen das Studium wirklich ab und ergreifen den Ingenieurberuf? Und wie viele von ihnen steigen in der Hierarchie auf? Tatsächlich hat Kerstin Ettl, Juniorprofessorin an der Universität Siegen, herausgefunden, dass Frauen in einem naturwissenschaftlich-technischen Beruf seltener Karriere machen als Männer. „Viele bleiben auf Sachbearbeiterniveau oder sind in der Hierarchie weiter unten“, erklärte Ettl im Handelsblatt. Neben verbreiteten Klischees in der Erziehung seien auch die tradierten Arbeitsmodelle dafür verantwortlich: „Für die Männer ist es auch eine Umgewöhnung, plötzlich mit mehr Frauen zusammenzuarbeiten“, so Ettl.

Das werden sie aber müssen, denn der Kulturwandel ist wohl kaum aufzuhalten. Knapp 30.000 Ingenieurinnen haben deutsche Hochschulen 2016 mit einem Abschluss verlassen. Sie werden in die Führungsriegen der großen Unternehmen aufsteigen und dort für Veränderungen sorgen. Sitzen dort erst einmal Geschäftsführerinnen, Aufsichtsrätinnen und weibliche Vorstände, wird wohl niemand mehr nach dem Vorgesetzten fragen, wenn sich eine Frau am Telefon meldet.

Wichtig sei, dass alle Technikberufe gleiche Zugangsvoraussetzungen bieten und Frauen sich dort willkommen fühlten, so Kira Kastell, Vorsitzende des VDI-Netzwerks „Frauen im Ingenieurberuf“, auf einer Verbandsveranstaltung im Rahmen der HannoverMesse. Frauen, die sich ausprobiert hätten und eine starke Entscheidung gegen einen Technikberuf getroffen hätten – „in Ordnung“, so Kastell. „Aber eine Frau, die in 20 Jahren zurückschaut und sich sagt: Ach Mensch, Technik ist spannend, das hätte ich gern beruflich gemacht? Das müssen wir verhindern!“

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