Gemeinsam gegen den Krebs

In Berlin stellten Mediziner die neuesten Diagnose- und Behandlungsmethoden vor.
Illustration: Juliana Toro Suarez
Illustration: Juliana Toro Suarez
Mirko Heinemann Redaktion

Alle zwei Jahre treffen sich Mediziner und Wissenschaftler zum größten deutschsprachigen Kongress über die Krankheit Krebs. Dieses Jahr im Februar kamen 12.000 Experten nach Berlin, um sich auf dem Deutschen Krebskongress DKK über Fortschritte in der Krebsmedizin auszutauschen. Vier Tage lang wurden die aktuellste Behandlungslage und die neuesten Forschungsergebnisse referiert.

Im Fokus standen moderne Diagnostik- und Therapie-Methoden. Immer öfter ist heutzutage von „zielgerichteten Therapien“ oder einer „individuellen Medizin“ im Rahmen der Krebstherapie die Rede. Dabei wird der Tumor individuell analysiert, die Mutation typisiert und dann gezielt behandelt. Für den Bereich Brustkrebs erläuterte Professor Christian Jackisch vom Sana Klinikum Offenbach die hohe Bedeutung. Das Mammakarzinom sei für die personalisierte Tumormedizin ein „Paradebeispiel“, so Jackisch. Umso wichtiger werde daher die pathologische Untersuchung.

Die sei beim Darmkrebs, Bronchialkarzinom oder Malignen Melanom längst Standard, ergänzte Professor Dr. Christoph Röcken, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Die molekulare Pathologie sei heute sogar in der Lage, Veränderungen im Tumor zu erfassen, die sich auf einzelne Mutationen in seiner Erbsubstanz zurückführen lassen. Mit ihrer Hilfe können die Patienten identifiziert werden, die auf ein bestimmtes zielgerichtetes Medikament mit größter Wahrscheinlichkeit gut ansprechen werden. Auch bei den Immuntherapien mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, bei denen bestimmte Signalwege in der Zellsteuerung kontrolliert werden, kommen zunehmend molekularpathologische Verfahren zum Einsatz. Sie können vorhersagen, ob der Patient auf eine bestimmte Therapie anspricht.

Über den Stand der Medizintechnik sprach Professor Heinz-Peter Schlemmer vom Deutschen Krebsforschungsinstiut DKFZ Heidelberg am Beispiel des Prostatakarzinoms. „Multiparametrische Magnetresonanztherapie“, so heißt das derzeit präziseste bildgebende Verfahren in der Krebsbehandlung. Diese Form der MRT liefert neben den Bildern funktionelle Informationen über die Durchblutung und die Zelldichte eines Tumors. Damit wird eine bessere Risikoabschätzung und eine gezielte Stanzbiopsie, eine Gewebeentnahme, ermöglicht, um die Beschaffenheit des Tumors zu diagnostizieren.

Um kleinere Metastasen zu erkennen, wird inzwischen die sogenannte Hybridbildgebung genutzt, so Schlemmer – eine Kombination aus Computertomographie oder MRT mit der Positronenemissionstherapie (PET). Die hohe Empfindlichkeit der PET wird mit den anatomischen Details von MRT oder CT gepaart, sodass sich selbst sehr kleine Tumoren im Körper sichtbar machen und lokalisieren lassen.

Auch im Bereich der Präzisionsstrahlentherapie ist einiges passiert: Ein neuer Präzisionsrekord beim Einsatz der ionisierenden Strahlung von weniger als einem Millimeter im Kopfbereich und weniger als zwei bis drei Millimetern in den Körperabschnitten konnte erreicht werden, berichtete Professor Wilfried Budach, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie im Universitätsklinikum Düsseldorf.

Die Präzision wird dadurch erreicht, dass die Position der Organe noch exakter bestimmt wird. Zudem werden die bildgebenden Verfahren CT, MRT und PET kombiniert, um so möglichst ge-naue Aussagen treffen zu können. Auch Objekte, die durch Atembewegungen des Patienten nicht ruhig liegen, können inzwischen durch eine so genannte „atemgetriggerte Strahlung“ erreicht werden.

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