Banken: Die digitale Herausforderung

Welche neuen Anforderungen bringt die Digitalisierung für Finanzinstitute? Damit hat sich eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company beschäftigt. Ein Überblick über aktuelle Trends und Entwicklungen der Branche.
 Illustration: Friederike Olsson
Illustration: Friederike Olsson
Juliane Moghimi Redaktion

Digitalisierung ja – aber wie? Dieser Frage geht das Team von Bain & Company in der Studie „Retail-Banking: Die digitale Herausforderung“ nach. Wichtig ist demnach, dass die Digitalisierungsstrategie ganz oben auf den Agenden der Manager steht, damit sie nicht im laufenden Tagesgeschäft untergeht. Vor allem vier Bereiche haben die Autoren ausgemacht:

1.TRANSPARENZ

Banken wissen naturgemäß sehr viel über ihre Kunden, auch Persönliches. Die immer stärkere Nutzung digitaler und sozialer Medien verstärkt das noch: Alltägliches wie die Einkaufsgewohnheiten, aber auch einschneidende Lebensereignisse wie Immobilienkäufe, Geburten oder der Eintritt in den Ruhestand, werden immer durchschaubarer. Traditionell fühlt sich die Branche der Diskretion verpflichtet, aber gleichzeitig muss sie selbst offener kommunizieren, um mit dem immer schneller werdenden Informations- und Kommunikationsverhalten ihrer Kunden mitzuhalten. Vor allem im Bereich der sozialen Medien liegt viel Potenzial. Banken, die hier auch Raum für Meinungsäußerungen und Dialog schaffen, sind auf einem guten Weg.

2. ANPASSUNGSFÄHIGKEIT

Die Digitalisierung erhöht den Margendruck, denn die Online-Geschäftsmodelle sind gnadenlos effizient und ermöglichen deshalb attraktive Erträge trotz geringerer operativer Margen. Welchen Einfluss die sinkenden Transaktionskosten auf die Ertragslage der Branche haben wird, ist noch nicht vollständig absehbar. Die Investition in digitale Angebote ist jedoch alternativlos, auch wenn die niedrigeren Preise die Margen schrumpfen lassen und die digitalen Produkte die traditionellen Dienstleistungen kannibalisieren werden.

3. INNOVATIONSGESCHWINDIGKEIT

Im Zuge der Digitalisierung haben sich auch die Innovationszyklen radikal verkürzt. Das, was früher in Jahren geleistet und bemessen wurde, umspannt heute bestenfalls mehrere Monate. Eine Erhöhung der Geschwindigkeit bei der Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen und Vertriebswegen widerspricht dem traditionell eher zurückhaltenden Temperament des Bankensektors. Es ist jedoch unvermeidlich, dass die Banken Innovationsmöglichkeiten früher erkennen und schneller zur Marktreife bringen – auch wenn hierbei die oft limitierten Investitionsbudgets für neue Technologien nicht unbedingt förderlich sind.

4.KUNDENFOKUS

Der traditionell eher auf den Anbieter fokussierte Ansatz der Banken wird sich radikal ändern müssen. Bislang war es so, dass das operative Geschäft vor allem an internen Risiko- und Prozessansprüchen ausgerichtet wurde, während die Bedürfnisse der Kunden eher im Hintergrund standen. Mit der fortschreitenden Digitalisierung können diese jedoch die Zusammenarbeit zunehmend mitbestimmen und dadurch auch verändern. Die Banken müssen die vielen Informationen, die sie nun über ihre Kunden erhalten, sinnvoll nutzen, um deren finanzielle Bedürfnisse zu verstehen und entsprechend maßgeschneiderte Angebote vorzulegen.

Quelle: „Retail-Banking: Die digitale Herausforderung“ (www.bain.de)

Nächster Artikel