Der Mix macht's

Aktiv versus passiv gemanagte Fonds – beide Seiten preisen ihre Vorteile gerne an. Und die sollten Anleger auch nutzen. Am besten in intelligenter Kombination.
Mix
Illustration: Eléonore Roedel
Julia Thiem Redaktion

Qualität hat ihren Preis – nicht nur die Produzenten eines einschlägig bekannten Waschmittels würden hier widersprechen. Offensichtlich sind auch immer weniger Investoren bereit, für die vermeintliche Expertise aktiver Fondsmanager zu bezahlen. Oder wie erklärt sich die ungebrochene Nachfrage nach passiven Indexfonds mit niedriger Gebührenstruktur? 4.500 solcher ETFs (Exchange Traded Fund) gibt es mittlerweile weltweit, und dem größten Indexfonds, dem Vanguard Total Stock Market ETF, haben Anleger satte 369 Milliarden Euro anvertraut. Ein echter Fondsgigant. Da wundert es nicht, dass laut aktueller Global Investment Survey des internationalen Vermögensverwalters Legg Mason deutsche Investoren mit 62 Prozent ihres Aktienportfolios in ETFs investiert sind. Im europäischen Schnitt liegen laut Studie immerhin 60 Prozent der Aktienportfolios in ETFs. Weltweit sind es sogar 76 Prozent. Vermutlich ist das auch einer der Gründe, warum sich Legg Mason erst kürzlich mit knapp 20 Prozent am ETF-Anbieter Precidian Investments beteiligt hat. Und damit begeben sich die Amerikaner in gute Gesellschaft. Denn auch andere Branchengrößen wie Franklin Tempelton und Fidelity wollen sich ihren Anteil am Kuchen sichern und planen ins ETF-Geschäft einzusteigen. 

 

Was Anleger an den passiven Investmentvehikeln reizt, sind vor allem die niedrigen Kosten. Sie heizen die immer wieder gern geführte Debatte aktiv versus passiv an. Und tatsächlich machen die Kosten eines Anlageprodukts einen Unterschied. Es ist eine einfache Subtraktion: Je höher die Kosten, desto niedriger die tatsächliche Rendite. Entsprechend hoch ist der Druck auf aktive Fondsmanager. Je mehr sie für ihre Services verlangen, desto mehr müssen sie am Ende erwirtschaften, um die Gebühren auch rechtfertigen zu können. Für Investoren ist das manchmal schwer zu greifen. Das altbewährte Prinzip „ich bekomme das, wofür ich bezahle“ gilt hier nämlich nicht. Vielmehr hat es Vanguard-Gründer John Bogle auf den Punkt gebracht: „Beim Investieren bekommt man das, wofür man nicht bezahlt.“ Neben ETFs mischen übrigens auch Indexzertifikate kräftig mit. Auch sie bilden einen Index ab und partizipieren an seinen Kurssteigerungen. Vor allem, wenn Anleger mit steigenden Kursen rechnen, sind den Gewinnaussichten von Indexzertifikaten nach oben praktisch keine Grenzen gesetzt. Jedoch geht es für ihre Investoren ebenso steil abwärts, wenn der zugrundeliegende Index diese Richtung einschlägt. 

 

Durch eine reine Kostenbrille betrachtet, haben ETFs und Indexzertifikate also die Nase vorn. Doch wie so oft ist das nur die halbe Wahrheit. Denn beide Produkte bilden synthetisch einen Index nach, und können deshalb auch nicht auf Marktbewegungen reagieren. Vor allem in volatilen Marktphasen ein Manko. Aktive Fondsmanager hingegen reagieren. Gegensteuern, das Portfolio umschichten, Verluste begrenzen und zum Teil sogar Short-Positionen eingehen, also auch auf fallende Kurse setzen – vieles ist möglich. Ziel ist stets, den zugrundeliegenden Index zu schlagen. Kritiker rechnen gerne vor, dass dies den wenigsten Fondsmanagern auch gelingt. Langfristig, so heißt es, schaffe das niemand und selbst in den Jahren, in denen es gelinge, sei es mehr Glück als tatsächliches Können. Dies will die Branche nicht auf sich sitzen lassen und steuert mit neuen Produkten gegen. Ein „High Conviction“ oder „Unconstrained“ findet sich heute häufig im Fondsnamen. Gemeint ist, dass den Fondsmanagern noch mehr Freiheiten eingeräumt werden. Sie müssen sich nicht an einer Benchmark orientieren, sind also „ungebunden“, und können ausschließlich auf die Werte setzen, von denen sie „vollends überzeugt“ sind.

 

Gibt es also einen Sieger in diesem Duell? Ja, den Anleger – wenn er beide Produktgattungen intelligent kombiniert. Denn je mehr Werkzeuge für die Konstruktion eines Portfolios eingesetzt werden, desto effizienter ist es am Ende. Indexprodukte machen da Sinn, wo man mit steigenden Kursen rechnet oder wo auch aktive Fondsmanager kaum Spiel haben, einzelne Werte anders zu gewichten als die breite Masse. In kleineren, sehr speziellen Märkten haben aktive Manager hingegen eher die Nase vorn – ebenso wie bei schwankenden Märkten. 

Nächster Artikel