Blockchain: RegTech Revolution?

Eine schlanke und effiziente Regulatorik – Ziel von Banken und Aufsehern gleichermaßen. Neue Technologien können dazu beitragen.
Bodo Windmöller / Moritz Plenk
Bodo Windmöller, Chief Product Officer RegTech, BearingPoint | Moritz Plenk, Manager, BearingPoint
BearingPoint Beitrag

Herr Windmöller, RegTech steht für Regulatory Technology und beschreibt den Einsatz neuer Technologien bei regulatorischen Anforderungen. Warum ist es derzeit ein so wichtiges Thema?

Die Belastung der Banken durch immer neue aufsichtsrechtliche Anforderungen ist ein kontroverser Diskussionspunkt. Von einem ‚regulatorischen Tsunami’ ist die Rede, der die Kosten für IT und Fachbereiche weiter in die Höhe treibt. Aufseher und Banken haben ein großes Interesse daran, Prozesse zu automatisieren, zu verschlanken und effizienter zu gestalten. Deshalb werden große Hoffnungen in innovative Technologien, in RegTech, gesetzt.

Herr Plenk, Sie haben gerade mit einem Proof of Concept bewiesen, dass es prinzipiell möglich ist, die Blockchain für RegTech einzusetzen. Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?

Ganz konkret geht es in diesem PoC um die Abbildung von transaktionsbasierten Reporting-Anforderungen wie EMIR II für das Derivate-Geschäft. Die zwei großen Fragestellungen waren: Werden durch die Distributed Ledger Technology die aktuellen Meldewesenprozesse für Kapitalmarkt-Transaktionen obsolet und schlägt sich das im Umkehrschluss auch positiv auf die konstant steigenden Kosten durch Regulierung nieder? Beides können wir nach Abschluss des PoCs mit Ja beantworten. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Anwendungsfällen und Möglichkeiten Blockchain-Lösungen im Bereich RegTech einzusetzen. Die wohl derzeit am heißesten diskutierten Use Cases sind hier Know-Your-Customer (KYC)-Lösungen im Rahmen der Digitalisierung regulatorischer Anforderungen, Anti-Geldwäsche (AML)-Use Cases im Zahlungsverkehr und der Blockchain-basierte Datenaustausch zwischen Aufsichtsorganen.

Kann die Blockchain das Reporting von Banken revolutionieren?

Teilweise. Für einzelne Produkte und Meldungen, etwa für Finanzderivate, ist die Umstellung auf Blockchain und somit auch des Reportings mittelfristig ein realistisches Szenario mit vielversprechenden Vorteilen für Marktteilnehmer und Aufseher. Denken wir aber an finanzielle Berichterstattung, wie sie beispielsweise das FinRep-Framework der EBA verlangt, ist noch ein weiter Weg zu gehen.

Herr Windmöller, was bedeutet Reg-Tech für die Bankenwelt insgesamt? bisher wurde viel von Konsolidierung gesprochen, weil gerade kleinere Institute die hohen regulatorischen Anforderungen kaum mehr umsetzen konnten.

Konsolidierung ist ein klar zu beobachtender Trend. Das liegt jedoch nicht allein an der Regulierung. Sinkenden Margen im Zinsgeschäft, Digitalisierung und mehr Wettbewerb durch FinTechs sind weitere wichtige Faktoren. In Bezug auf die Kosten bietet RegTech Chancen für alle Institute, beispielsweise durch innovative Service Modelle und effizientere Prozesse.

Wird RegTech disruptive Auswirkungen auf die Regulatorik haben?

Möglicherweise. RegTech kann allen Beteiligten der regulatorischen Wertschöpfungskette helfen, Prozesse effizienter zu gestalten und Kosten zu senken. Es wird dazu beitragen, dass die Ziele der Regulatorik wie Finanzmarktstabilität, Anlegerschutz und Markttransparenz auf neuen Wegen einfacher erreicht werden können. Und schnellere Verfügbarkeit und höhere Qualität der Daten schaffen Voraussetzungen für bessere Entscheidungen der Aufsicht.
 

REGTECH CONVENTION 2018

Mehr zu den Themen Blockchain und RegTech erfahren Sie auf der 25. RegTech Convention am 14. und 15. November 2018 in Frankfurt. Dort diskutieren über 700 Vertreter von Aufsichtsbehörden, Finanzinstituten und Versicherern darüber, wie die Regulierung der Zukunft aussehen soll und was innovative Technologie dazu beitragen kann. Informieren Sie sich auf www.regtech-convention.com. #regtechcon


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