Zwei Stanford-Absolventen hatten 2012 die Idee, von den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben – so ähnlich zumindest. Denn das Geschäftsmodell des US-Fintechs Robinhood ist kein modernes Märchen, sondern eine Trading-App, die nicht nur Einsteigern den Aktienhandel leichter zugänglich macht. Die Maklergebühr entfällt komplett, während andere Handels-Apps für Transaktionen in den USA relativ hohe Gebühren erheben. Daher vermutlich die Idee für den Namen. Aufsehen erregt das Start-up allerdings gerade, weil es das Privatkundengeschäft der Banken für sich erschließen will – inklusive Sparguthaben. Zwar fehle dafür bisher noch die Erlaubnis, laut Nachrichtendienst Bloomberg sei Robinhood aber bereits in Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden, Bankprodukte künftig entweder über eine direkte Lizenz oder eine Partnerschaft anbieten zu können.
Was die Finanzbranche von Robinhood und anderen US-Fintechs wie Stash oder Betterment in jedem Fall lernen kann, ist ihr klarer Fokus auf die Kunden und deren Bedürfnisse. Sie bieten Anlegern ganz neue Erfahrungen was Geschwindigkeit, Transparenz und auch Kosteneffizienz des Investierens betrifft. Traditionelle Vermögensverwalter müssen sich daher vermutlich daran gewöhnen, dass diese positiven Kundenerfahrungen langfristig zur neuen Norm werden. Denn gerade Fintechs, die auch Kunden mit wenig Vermögen einen einfachen Zugang zum Kapitalmarkt ermöglichen, bedienen schon heute die wohlhabenden Privatkunden von morgen. Viele etablierte Gesellschaften machen hingegen oftmals einen Bogen um zu kleine Depots – aus Kostengründen. Dieses Problem haben Robo Advisor, wie digitale Vermögensverwalter auch genannt werden, nicht. Dank automatisierter Prozesse können sie eine Dienstleistung, die Banken nur vermögenden Privatkunden anbieten, einem breiten Publikum zugänglich machen. Die Bankenwelt erhält aber noch aus einer ganz anderen Ecke Konkurrenz. Denn längst sind große Technologieunternehmen wie Alibaba oder Amazon bei der Finanzierung von Lieferketten aktiv und leihen kleinen Händlern hinter ihren E-Commerce-Plattformen Geld – und nutzen dafür ihre Daten und Analyse-Kapazitäten.
Und dann ist da noch die Blockchain. Die Unternehmensberatung Bain & Company zeigt in ihrer aktuellen Studie mit dem passenden Titel „Der Wolf im Schafspelz“, wie Distributed Ledgers und andere Technologien die Bankenwelt in den kommenden Jahren verändern werden. Vor allem der Konkurrenzkampf werde aufgrund der immer zahlreicher werdenden digitalen Alternativen zunehmen – ebenso wie der Preisdruck im Finanzsektor. Spezielles Augenmerk legt die Studie außerdem auf die bereits angesprochenen Handelsfinanzierungen, dem „Hoffnungsträger im krisengeplagten Bankengeschäft“. Allein dort könne die Blockchain-Technologie die Kosten um 50 bis 80 Prozent senken und die Bearbeitungsgeschwindigkeit verdrei- oder sogar vervierfachen. Bain-Partner und Bankenexperte Christian Graf stellt daher fest: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis digitale Anbieter traditionellen Banken deren Markt streitig machen.“
Dein Freund, der Roboter
Immer mehr Fintechs setzen auf digitale Vermögensverwaltung durch sogenannten Robo Advisor. Traditionelle Banken sollten den Trend ernst nehmen.
Technologie
Juni 2023
Beitrag
»PV-Anlagen sind ein lukratives Geschäftsfeld«
Matthias Karger, CEO des Softwareunternehmens node.energy, über neue Geschäftsmodelle für Eigentümer von Gewerbeimmobilien und energiewirtschaftliche Herausforderungen bei der Umsetzung.
Technologie
Juni 2023
Beitrag
Fassaden unter Strom: Gebäudehülle als Solarkraftwerk
Die Bundesregierung plant bis 2030 den Solaranteil am Energieverbrauch mehr als zu verdreifachen. Das kann nur mit technologischen Neuerungen erreicht werden: So lässt sich Photovoltaik, kurz PV, nicht nur auf Dächern, sondern auch an Gebäudefassaden anbringen.
Technologie
Dezember 2023
Beitrag
Bereit für die Wärmepumpe? So geht’s!
Beitrag von Mitsubishi Electric