Investieren in Gesundheit

Die Bevölkerung wird immer älter: Welche Bereiche profitieren besonders vom demografischen Wandel, und wie lässt sich daraus ein Mehrwert für das Portfolio ziehen?
Illustration: Josephine Warfelmann
Illustration: Josephine Warfelmann
Mirko Heinemann Redaktion

Es war ein holpriger Börsengang: Als die Aktie der Siemens Healthineers am 16. März erstmalig an der Frankfurter Börse platziert werden sollte, ging zunächst gar nichts. Ein Fehler im Xetra-Handelssystem verzögerte den Handel und damit auch den Börsengang der „Healthineers“. Am Ende ging doch noch alles erfolgreich vonstatten, auch wenn nur ein Kurs im Mittelfeld der angepeilten Zeichnungsspanne erzielt wurde.

Der „Initial Public Offering“ oder IPO der Siemens-Tochter war im Vorfeld mit hohen Erwartungen belegt, denn das Geschäftsmodell elektrisiert Anleger. „Health Care“ gilt aufgrund des demografischen Wandels als Segment mit riesigem Potenzial. Die Weltbevölkerung wird immer älter, und die Gesundheitssysteme der Industrieländer sind gezwungen, mehr Geld in die Diagnostik und Behandlung zu investieren. Zugleich wächst die Bereitschaft vermögender Patienten, mehr Geld für die eigene Gesundheit auszugeben.

Wer am Gesundheitstrend partizipieren möchte, muss natürlich nicht alles auf eine Aktie setzen. Die meisten großen Health Care- und Pharmakonzerne haben in den vergangenen Jahren eine solide Performance erzielt. Wer von dieser Entwicklung profitieren möchte, kann in einen ETF investieren, der zum Beispiel den MSCI World Health Care Index abbildet, den weltweiten Durchschnitt aller im Segment tätigen Unternehmen. ETFs, „Exchange Traded Funds“, haben den Vorteil, dass sie nicht aktiv gemanagt werden und daher recht preiswert sind.

Geht es nach der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die regelmäßig Finanzdaten der größten Pharma-, Biotech- und Specialty Pharma-Unternehmen untersucht, könnte sich die positive Entwicklung der Branche in Zukunft noch verstärken. „Hohe Marktpreise und insbesondere die bevorstehende Steuerreform in den USA haben die Pharmakonzerne 2017 abwarten lassen“, erklärt Gerd Stürz, Leiter des Bereiches Life Sciences bei EY. „Mit dieser Lauerstellung dürfte es 2018 aber vorbei sein“. Die Pharmaunternehmen, so EY, würden getrieben von der rasanten technologischen Entwicklung und den sich ebenso schnell verändernden Kundenerwartungen. Gleichzeitig drängten große Technologiekonzerne in den Markt. Das angesammelte Kapital dürften einige Konzerne deshalb für strategische Übernahmen einsetzen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Dazu kommt der Druck, den die großen Tech-Konzern wie Apple, Amazon oder Alphabet (Google) machen. Sie mischen inzwischen ebenfalls im Health Care-Markt mit – und das mit riesigen Mengen an Kapital im Rücken.

Wer lieber auf regionale Entwicklungen setzen möchte, der kommt an Japan nicht vorbei. Die japanische Gesellschaft steuert derzeit mit voller Kraft in die Überalterung. Mehr als ein Viertel der Japaner befindet sich bereits im Rentenalter, Tendenz steigend. Das Wachstum des MSCI Japan Health Care Index hat den japanischen Gesamtindex in der Vergangenheit übertroffen.

Auf der anderen Seite steht das Risiko einer absehbar sinkenden Wirtschaftskraft, weil es zu wenig Nachwuchs gibt und deshalb Fachkräfte fehlen. Allein 2016 fiel die Gesamtzahl der Japanerinnen und Japaner um 308.084 auf rund 125,6 Millionen. Dies war der achte Rückgang in Folge. Dem Thema Einwanderung aber beginnt sich die japanische Gesellschaft gerade erst zu öffnen.

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