Steuern, Riester, Fondssparpläne

Die niedrigen Zinsen wirken sich auch auf die Altersvorsorge aus. Wer privat vorsorgen will, kann staatliche Förderung in Anspruch nehmen.
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Illustration: Eléonore Roedel
Axel Novak Redaktion

Immer mehr Anleger haben bei ihrer Geldanlage einen langfristigen Horizont. Sie wollen das Ersparte als Ergänzung für ihre gesetzliche oder betriebliche Rente nutzen. Denn in den vergangenen Jahrzehnten hat sich das bestehende System der Alterssicherung in Deutschland massiv verändert. Galt früher das Motto: „Viele Junge versorgen wenige Alte“, so sind die vielen Jungen immer weniger geworden, die Alten aber immer mehr. 

 

Das System ist aus dem Gleichgewicht geraten, und das wissen die Menschen: 54 Prozent der jungen Deutschen haben Angst vor Armut im Alter. Etwa drei Viertel der 19- bis 39-Jährigen gehen davon aus, dass ihre gesetzliche Rente nur noch die Hälfte ihres letzten Nettoeinkommens oder sogar noch weniger betragen wird, hat eine TNS Emnid-Studie ergeben. Also werden auch Arbeitnehmer mit durchschnittlichem Verdienst für ihren Ruhestand selber zusätzlich vorsorgen müssen, wollen sie im Alter einigermaßen über die  Runden kommen. 

»Immobilienbesitzer bilden schneller Vermögen als Mieter.«

Viele staatlich regulierte Maßnahmen gleichen längst vorweggenommene Kürzungen im Bezugssystem aus und werden daher gefördert. Eine der wichtigsten und bekanntesten privaten Ergänzungen ist die Riester-Rente, die es seit 2001 gibt. Bis Ende 2015 wurden 16,375 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen. Ein staatliches Zertifikat garantiert, dass zu Beginn des Rentenbezugs mindestens die gezahlten Beiträge und die staatlichen Zulagen zur Verfügung stehen. Je nach Anbieter zehren hohe Verwaltungskosten und Provisionen am anwachsenden Vermögen. 

 

Dabei gibt es unterschiedliche Riester-Modelle: Fondssparpläne bieten den Vorteil, dass Einzahler über Investitionen in Wertpapiere langfristig an der Wertsteigerung der Unternehmen teilhaben können. Zwar brauchen sie stärkere Nerven als beim klassischen Sparplan. Wenn sie allerdings über Jahrzehnte breit investieren, haben sie gute Chancen, wirtschaftliche Dellen profitabel auszustehen.

 

Klassische Rentensparpläne hingegen sind recht renditeschwach, aber verhältnismäßig sicher. Wohn-Riester wiederum ist in vergangenen Jahren immer beliebter geworden: Dabei können Riester-Sparpläne zum Erwerb von Wohneigentum genutzt werden, 1,5 Millionen Menschen haben solche Verträge schon abgeschlossen. Allerdings müssen Interessierte berücksichtigen, dass zum einen die angebotenen Bausparkredite heute im Vergleich zu marktüblichen Krediten teuer sind. Zum anderen muss der Anteil am geförderten Wohneigentum im Alter versteuert werden. Und das kann die Kalkulation nachträglich zunichte machen.

 

Weiterhin attraktiv bleibt der Deutschen liebstes Produkt der Zusatzvorsorge: die Lebensversicherung. Ende 2014 bestanden mehr als 92,5 Millionen Kapital-, Renten-, Risiko- und andere Lebensversicherungsverträge. Auch im vergangenen Jahr ist die Zahl der Lebensversicherungen gestiegen. Zwar ist die so genannte Garantieverzinsung, die Versicherer den Kunden zahlen müssen, gesunken. Doch zahlen viele Versicherer eine höhere Verzinsung. Außerdem deckt die Lebensversicherung das Todesfallrisiko ab.

 

Für viele Angestellte ist die betriebliche Alters-
vorsorge eine wichtige Säule: 15 Millionen Verträge haben Deutschlands Arbeitnehmer bis 2015 abgeschlossen. Bis zu einer Obergrenze von heute 2.976 Euro fallen auf die eingezahlten Beiträge weder Steuern noch Sozialabgaben an, weitere 1.800 Euro sind steuerfrei, aber sozialabgabenpflichtig. Wer allerdings die Firma wechselt, kann eventuell Ansprüche verlieren. Das gilt auch, wenn das Unternehmen pleite geht. Selbstständige wiederum, die weder in die gesetzliche Rentenversicherung noch in die betriebliche Altersvorsorge einzahlen, nutzen häufig eine Basis-Rente, bei der sie bis zu 22.767 Euro pro Jahr steuerlich absetzen können.

 

LOHNEN SICH IMMOBILIEN?

 

Derzeit im Trend liegt die eigene Immobilie. Wer heute ein Haus oder eine Wohnung kauft oder baut, der sieht sich im Alter mietfrei in den eigenen vier Wänden oder im Ruhestand die Zinsen aus dem Verkauf der Immobilie verzehren. Doch ist diese Vorstellung realistisch? Zum einen zeigen empirische Erhebungen, dass Immobilienbesitzer schneller Vermögen bilden als Mieter, weil sie auf Konsum verzichten und mehr sparen. Doch neben der disziplinierenden Wirkung auf das Sparverhalten bleibt unsicher, ob sich das sogenannte Betongold im Alter wirklich rechnet. So können etwa hohe Modernisierungskosten auf Eigentümer zukommen. Und ob sich die Immobilie später lukrativ versilbern lässt, kann niemand seriös voraussagen. 

 

All diese privaten Investitionen sind aber sinnvolle Ergänzungen zur gesetzlichen Rentenversicherung. Wer mehrere Elemente zusammen aktiviert, erhöht die Chance auf ausreichende Alterseinkünfte. Wer auf Förderung verzichten möchte, der kann klassisch sparen – auch wenn aktuell Geld auf dem Spar- oder Tagesgeldkonto kaum verzinst wird. Oder er investiert in Aktien und Anleihen: Knapp neun Millionen Aktionäre bauen in Deutschland auf solche Wertpapiere. Aktien bieten neben theoretisch jährlichen Wertsteigerungen den Vorteil einer Ausschüttung. Grundsätzlich aber gilt auch hier: Je höher die Rendite, desto größer das Risiko, eingesetztes Kapital zu verlieren.

 

EIN STAATSFONDS FÜR ALLE?

 

Wenn aber die Deutschen gar nicht privat vorsorgen wollen? Wenn sie sich stattdessen verlassen wollen auf das Prinzip der Daseinsvorsorge in der Alterssicherung? Derzeit diskutieren Politiker einen deutschen Staatfonds. In den würden alle Bürger privat einzahlen, außer sie sprechen sich explizit gegen eine solche Beteiligung aus. Mit den Beiträgen aller Versicherten könnte der Fonds anschließend auf dem Kapitalmarkt mit geballter Wucht zu günstigen Konditionen investieren. Deutschlands Versicherte könnten so an den guten Entwicklungen der Wirtschaft direkt partizipieren.
 

Allerdings gilt auch hier: Die großzügige Förderung, mit der der Staat heute private Vorsorge unterstützt, holt er sich wieder zurück. Ab 2014 müssen Neurentner sämtliche Alterseinkünfte versteuern. Gut möglich, dass das sorgsam angehäufte Vermögen im Alter wieder schmilzt.

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