Volatiles Risiko oder sicherer Hafen?

In welcher Anlageklasse lassen sich lohnenswerte Gewinne erzielen? Ein Überblick über internationale Trends & Entwicklungen.
Illustration: Dorothea Pluta
Illustration: Dorothea Pluta
J.W. Heidtmann Redaktion

Aktien

Die Assetklasse bleibt weiter attraktiv, aber volatil und damit eher für starke Nerven geeignet. Das Umfeld ist stark politisch geprägt. Die jüngste Rekordrallye an den US-amerikanischen Finanzmärkten sehen Experten zum einen bedingt durch die Erwartungen an eine wirtschaftsliberale Politik mit starken Deregulierungen des neuen Präsidenten Donald Trump, zum anderen durch Nachholeffekte im Nachgang der durch starke Unsicherheit geprägten US-Präsidentschaftswahl. Dass europäische Indizes wie der Dax trotz guter Konjunktur eher verhalten nachziehen, ist ebenfalls politischen Faktoren geschuldet: Anstehende Wahlen, vor allem die französische Präsidentschaftswahl und die deutsche Bundestagswahl, gelten als Belastungsprobe für die Europäische Union und die Eurozone.

Rohstoffe

Alle reden derzeit von Gold, dessen jüngste Baisse durchschritten scheint. Die aktuelle Umfrage „Geldanlage 2016/2017“ des Bundesverbands deutscher Banken sieht den Rohstoff jedenfalls unter deutschen Anlegern wieder im Aufwind. Die Volatilität ist jedoch hoch, Wertzuwächse des im Grunde immer noch als Krisenwährung fungierenden Edelmetalls halten sich im Rahmen. Ein anderer Trend-Rohstoff ist Lithium, ein Grundstoff für Akkumulatoren. Akkus werden mit dem absehbaren Boom der Elektroautos immer stärker nachgefragt. Der Preis für Lithium hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Investieren kann man in den Rohstoff über Zertfikate oder Fonds, die in die Lithium-Branche investieren. Auch der steigende Ölpreis regt die Phantasie der Anleger an. Auch hier: Investieren kann man mit Zertifikaten, oder man erwirbt Anteile an Öl-Unternehmen.

Immobilien

Sie werden immer teurer, und das nicht nur in Deutschland. Ein Ende des Trends ist derzeit nicht absehbar, obwohl schon erste Stimmen vor einer Blase warnen. Wer in Immobilien investieren möchte, hat inzwischen das Problem, überhaupt noch attraktive Objekte zu finden. Selbst manche Immobilienfonds tun sich angesichts ihrer hohen Attraktivität für Inves-toren schwer damit, ihre liquiden Mittel zu reinvestieren. Deutsche Großstadtlagen gelten als abgegrast, der Fokus liegt eher auf kleineren und mittleren Städten in aufstrebenden Regionen. Spanische Wohnimmobilien sind ebenfalls beliebt.

Staatsanleihen

Wer Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit erwirbt, kann sich über eine Rendite von 0,33 Prozent freuen. Freuen deshalb, weil im vergangenen Jahr sogar Papiere mit Negativrenditen ausgegeben wurden. Kurze Laufzeiten sind derzeit ebenfalls negativ. Dafür ist das Vermögen der Anleger in Deutschland relativ sicher. Wer sein Geld anderswo investiert, kann Renditen von bis zu sieben Prozent (Griechische Staatsanleihen) erzielen. Das Risiko: Totalverlust. Die Wirtschaftswoche hat jüngst polnische Staatsanleihen ins Visier genommen. Kein anderes Land in Europa sei so gut durch die Finanzkrise gekommen, die Wirtschaft boome, das deutsche Nachbarland gelte als „sicherer Hafen“. Polnische Pensionsfonds müssten mindestens 95 Prozent ihrer Gelder im Inland anlegen, das mache den polnischen Anleihemarkt weniger schwankungsanfällig. Aktuelle Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen: 3,8 Prozent.

Tagesgeld

Die Zinsentwicklung prägt den Umgang mit der Assetklasse „Cash“. Während letztes Jahr noch auf mehrere Zinserhöhungen spekuliert wurde, war es am Ende nur eine, und die nur in den USA: Um 0,25 Prozent erhöhte die FED den Leitzins. Weitere, moderate Erhöhungen wird es mit ziemlicher Sicherheit im Laufe des Jahres geben. In den USA. Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen kauft weiter Anleihen, von einer Zinswende ist derzeit keine Rede. Geld bleibt unattraktiv.

Bausparvertrag

Es war ein harter Schlag für viele Bausparer, als der Bundesgerichtshof den Bausparkassen erlaubte, hochverzinsliche Altverträge zu kündigen. Manche Kunden hatten mit ihrem alten Bausparvertrag noch Zinsen von drei Prozent oder mehr ausgehandelt. Solche Sätze sind bei Neuverträgen nicht mehr zu erzielen. Dennoch kann sich Bausparen lohnen. Etwa, wenn man auf langfristig steigende Zinsen am Markt spekuliert. Mit einem Bausparvertrag kann man einen festen Zins für ein künftiges Baudarlehen festschreiben, zudem wird das Darlehen zugeteilt, es ist also nicht an Sicherheiten gebunden. Eine staatliche Unterstützung (Wohnungsbauprämie) gibt es bis zu einem bestimmten Einkommen ebenfalls.

Lebens- und Rentenversicherungen

90 Millionen Lebens- und Rentenversicherungen soll es in Deutschland geben. Verträge, die auf festverzinslichen Anlagen basieren, bieten allerdings angesichts des Niedrigzinsumfelds über die Garantiesumme hinaus keine besonderen Chancen. Bessere Renditen können fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen erzielen. Etwa ab einer Anlagedauer von 10 bis 15 Jahren, sagt man, schneiden fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen auch als reine Kapitalanlage sehr gut ab.

Real Assets

Infrastrukturprojekte, Rohstoffe, Kunst, Nutzholz, Wald und Ackerland – das sind derzeit begehrte Sachwerte. Das jedenfalls ergab eine Umfrage des US-Vermögensverwalters Blackrock unter 240 seiner größten institutionellen Kunden, die Vermögen von mehr als acht Billionen US-Dollar verwalten. 61 Prozent der Befragten wollen ihre Investitionen bei diesen „Real Assets“ erhöhen, 58 Prozent der Investoren wollen Sachwerte generell stärker nutzen. Ein Jahr zuvor hatte diese Quote bei 49 Prozent gelegen.  

Private Equity

Wer in alternative Anlagen wie Private Equity-Fonds investiert, hat in der Regel sehr hohe Renditeerwartungen. Das gilt vor allem für institutionelle Anleger, etwa Versicherungen. Doch in letzter Zeit entdecken auch immer mehr Privatanleger das Beteiligungskapital. Hierbei ist Vertrauen in den Emittenten angesagt, denn eine Beschreibung der zu erwerbenden Unternehmensbeteiligungen erfolgt selten oder sehr abstrakt. Viele investieren in Infrastrukturprojekte wie belgische Autobahnen, griechische Windparks oder chinesische Wohnimmo-
bilien. Andere verfolgen systematische Multi-Asset-Strategen.

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