Wertorientiert anlegen!

Wer in klassische Aktien investieren möchte, sollte auf die Unternehmensbewertungen schauen. So genannte Value-Aktien stehen vor einem Comeback.
Julia Thiem Redaktion

„Spekulierst du noch oder investierst du schon?“, könnte die ketzerische Frage von Value-Investoren heute lauten. Denn allem Anschein nach steht der Anlagestil kurz vor einem Comeback. Value-Titel, damit bezeichnen Anlageberater unterbewertete Aktien mit stabilem Gewinnwachstum. Unternehmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen in lukrativen Märkten und starken Bilanzen stehen wieder hoch im Kurs. Statt Aktien teuer einzukaufen und darauf zu spekulieren, dass sie noch weiter im Wert steigen, setzen immer mehr Anleger heute wieder auf Titel, die unter ihrem „fairen“ Wert gehandelt werden – beispielsweise für 70 Cent je Aktie, obwohl sie anhand der Unternehmensbewertung mindestens einen Euro Wert wären – ein echtes Investment eben, wie bekannte Value-Größen wie Warren Buffet gerne betonen.

Der Grund, warum Experten fast unisono an eine Wiederkehr des Value-Investing glauben, sind die extrem niedrigen Bewertungen, wie es sie aktuell am Markt gibt. Laut der Schweizer Investmentbank UBS ist die Bewertungslücke innerhalb des europäischen Aktienuniversums heute größer als zum Höhepunkt der Finanzkrise 2009, größer als zu Beginn des Irak-Krieges 2003 und beinahe so groß wie auf dem Höhepunkt der Internetblase 2000. Vor allem viele europäische Aktien sind derzeit extrem günstig.

Diese großen Bewertungsunterschiede hat auch Norman Boersma, Chief Investment Officer der Templeton Global Equity Group, fest im Blick. Zum 31. März 2016 seien beliebte Momentum-Aktien – Werte, die sich gerade im Aufschwung befinden – gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) fast dreimal so teuer gewesen wie die scheinbar ungeliebten Value-Aktien. „Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt: Immer wenn Value-Aktien derart billig geworden waren, folgten darauf enorme langfristige Renditen. Von derart niedrigen Bewertungen wie heute aus haben sich Value-Aktien in der Vergangenheit im Durchschnitt nach einem Jahr verdoppelt, nach drei Jahren verdreifacht und nach fünf Jahren mehr als vervierfacht“, fasst der Fondsmanager die Aussichten für Value-Werte zusammen.

Wie können Anleger also vom Value-Comeback profitieren? Am einfachsten über Aktienfonds, die nach eigener Definition einen Value-Ansatz verfolgen. Oder aber man investiert über ETFs in einen der vielen Value-Indizes. Hierfür gibt es alleine in Europa einige wie den MSCI Europe Value, den MSCI EMU Value oder den STOXX Europe Strong Value 20. Man sollte bei einem ETF-Investment allerdings besonders aufmerksam sein. Denn oftmals erfüllen vor allem Aktien aus bestimmten Branchen wie Energie, Telekom oder Versorger die Value-Kriterien und sind in den Indizes entsprechend stark vertreten. Liegt der Investmentfokus aber zu stark auf einer Branche, kann dieses Klumpenrisiko in Krisenzeiten negative Folgen haben.

Natürlich ist auch ein direktes Engagement in Value-Aktien möglich. Hierfür kann man sich entweder ebenfalls an den Indizes orientieren oder selbst eine Bilanzanalyse des Unternehmens fah-ren. Dafür braucht es aber natürlich eine gewisse Portion Erfahrung. Doch egal wie Sie das Value-Comeback spielen wollen, eines steht fest: Innere Werte sind entscheidend!

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