Gut abgesichert

Die aktuelle Bedrohungslage wird immer komplexer – die einzige Antwort kann nur ein umfassendes Risikomanagement sein.
Illustration: Maria Corbi
Julia Thiem Redaktion

Sie bereiten Unternehmen weltweit nach wie vor die größten Sorgen: Betriebsunterbrechungen und Cybervorfälle. Das zeigt das Allianz Risk Barometer 2019 deutlich. Auch in Deutschland stehen beide Risiken auf den vorderen Plätzen – vor allem, weil sie immer enger miteinander verflochten sind, wie Chris Fischer Hirs, CEO der Allianz Global Corporate & Speciality, erklärt: „Cybervorfälle sind immer öfter Auslöser für Betriebsunterbrechungen. Insbesondere Ransomware-Attacken haben weltweit für Unterbrechungen im großen Stil und zu herben Verlusten geführt.“ Allerdings wächst in Deutschland auch die Angst vor rechtlichen Veränderungen, laut Allianz mittlerweile auf Platz 3 der größten Risiken vorgerückt. Kein Wunder: Handelskriege, Wirtschaftssanktionen und die nicht enden wollende Brexit-Diskussion sorgen für eine große Ungewissheit, die für Unternehmen immer schwieriger zu kalkulieren wird.


Vor dieser Kulisse wächst natürlich die Bedeutung eines umfassenden Risikomanagements. Der größte Fehler, den Unternehmen machen können, ist, ihre Risikokosten zu unterschätzen, die in den Bilanzen meist als Total Cost of Risk (TCOR) ausgewiesen sind. Denn die umfassen nicht nur die Versicherungsbeiträge oder erlittenen Verluste, wie das Beispiel Cyber unterstreicht: Neben dem möglichen Betriebsausfall oder Haftungsansprüchen etwa beim Datenverlust, sind auch der Reputationsschaden, Strafen, die beglichen werden müssen, oder die Wiederherstellung verlorener Daten mit in die TCOR zu rechnen. Aber auch der denkbare Verlust von Marktanteilen, Überstunden der Belegschaft während der Angriffsphase oder die zusätzliche Aus- und Weiterbildung in Präventionsmaßnahmen fließen in die Risikokosten mit ein.


Der Initialaufwand einer solchen Risikokostenkontrolle ist natürlich hoch. Doch er lohnt sich. Denn erst einmal aufgesetzt sind die Risikokosten ein interessanter Gradmesser dafür, wie sich Risiken über die Zeit verändern und auf das Unternehmenswachstum auswirken. Zudem lässt sich so auch feststellen, wie hoch die tatsächlichen Versicherungskosten im Verhältnis zu anderen Risikokosten sind, auf die man möglicherweise deutlich mehr Einfluss hat. Auch eine Unter- oder Überdeckung bei Versicherungslösungen lässt sich mit einem umfassenden Risikomanagement erkennen – sowohl unter Kostenaspekten als auch mit Blick auf den Risikoschutz ungünstiger Konstellationen.


Risikomanagement wird aber auch deshalb immer wichtiger, weil die Wechselwirkungen zwischen den Risiken in einer vernetzten Welt zunehmen – mit dem Einsatz neuer Technologien sogar noch stärker. So zeigt beispielsweise auch das Risk Barometer der Allianz, dass neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Data Science oder die Blockchain zwar von der großen Mehrheit der Befragten als äußerst wertvoll eingestuft werden, gleichzeitig hier aber auch das größte Risikopotenzial vermutet wird. Dass sich unsere Welt auch unter dem Risikoaspekt verändert, zeigt zudem ein Neuzugang unter den Top 10 Risiken in diesem Jahr: der Fachkräftemangel. Risiken auszublenden, ist also definitiv keine Option mehr. 

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Wirtschaft
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Heike Marita Hölzner ist Professorin für Entrepeneurship und Mittelstandsmanagement an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
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Mitarbeitende sollen heutzutage unternehmerisches Denken lernen. Marita Hölzner, Professorin für Entrepeneurship, wünscht stattdessen jungen Menschen mehr Vertrauen, Mut, Selbstwirksamkeit, Ambiguitätstoleranz.